Abb. oben: Kokon; Malerei / Zeichnung / Projektion; 2022 / 2025


Quant im Zwinger

Wir sind im internationalen Quantenjahr 2025. Die Mitglieder des Tübinger Vereins "Ort für Kunst e.V." werden im Zeughaus/Zwinger eine Installation präsentieren. Die "Teilchen" der Installation sind die Beiträge aus den Bereichen Malerei, Skulptur, Objekt, Lichtkunst sowie anderen künstlerischen Ausdrucksmitteln. Ein kleiner Text (poetisch, absurd, literarisch, wissenschaftlich, sinnvoll oder sinnlos...) wird jedes Kunstwerk begleiten um dieses in das Ausstellungsthema zu integrieren. Das Kunstprojekt versucht, die Vielfalt der Darstellungsweisen des Phänomens 'Quanten' erlebbar zu machen.

 

Teilnehmer*innen:

Anna Arlamova, Nadia Arlamova, Claudia Geiger, Gabriele Eberspächer, Heide Bruder, Ines Dulay-Winkler, Susanne Pöhlmann, Serge Le Goff.

Veranstaltungsort:

Zeughaus am Zwinger, Jos-Weiß-Straße 2 (fast gegenüber vom Kino Planie), Reutlingen

 

Mein Beitrag mit dem Titel "Kokon" besteht aus einer Projektion, die einen Bezug zum relativ neuen Forschungsfeld der Quantenbiologie herstellt:

 

Kokon 

Metamorphose: Existenz im Zwischenreich – Nicht-mehr-Larve, Noch-nicht-Käfer.

Lucanus cervus lebt bis zu 6 Jahre lang als Larve und ernährt sich von moderndem Holz. Die Larve wächst und häutet sich minde-stens zweimal, wird bis zu 16 g schwer und bis zu 11 cm lang. Dann beginnt ihre Verwandlung. Dazu baut sie sich im Boden einen Kokon aus Erde, indem sie Erde aufnimmt und zu einer stabilen, faustgroßen Kammer gestaltet, in der sie sich verpuppt. Nun durch-läuft sie einen Prozess, bei dem ein vollkommener Umbau ihres Körpers stattfindet. Nach 60 Tagen liegen die fertigen Hirschkäfer im Kokon. Sie überwintern geschützt vor Frost in Tiefen bis zu 30 cm. Im Frühjahr verlassen sie die Erdhülle und graben sich ans Tageslicht.

Die Metamorphose ist ein komplexer biologischer Vorgang, bei dem sich ein Organismus von einer Form in eine andere verwandelt. Dabei sind die zahlreichen Veränderungsprozesse auf zellulärer und molekularer Ebene immer noch nicht vollständig verstanden und werfen viele Fragen auf. Was genau geschieht bei dieser Verwandlung?

Die Quantenbiologie ist ein relativ neues Forschungsfeld, das helfen kann, die komplizierten metaphorischen Prozesse besser zu verstehen. Ihre Ursprünge reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Sie befasst sich mit der Einwirkung von Quanten auf die lebenden Zellen eines Organismus. So können quantenmechanische Effekte unter anderem auch bei der Photosynthese, dem Geruchssinn und dem Magnetsinn der Vögel eine Rolle spielen. Bereits Nils Bohr vermutete, dass die Entdeckungen in der Quan-tenmechanik, deren zentrales Prinzip der Welle-Teilchen-Dualismus ist, einen Einfluss auf die Erklärung bestimmter Phänomene in lebenden Organismen haben werden. Auch Erwin Schrödinger stellte 1944 in seinem Buch „What is life?“ die Frage: „Wie können die Ereignisse in Raum und Zeit, die innerhalb der räumlichen Grenzen eines lebenden Organismus stattfinden, durch Physik und Chemie erklärt werden?“

 

Kokon; Malerei / Zeichnung / Projektion; 2022 / 2025

Projektion in Endlos-Loop auf die rohe Mauer des Zeughaus; hier: Fotos von 6 Zwischenschritten