Abb. oben: Entwurfszeichnung "Tools' Mosaic" (Ausschnitt), 2017


Mensch - Maschine

Seit 2009 führt das Stadtmuseum Tübingen in einem jährlichen Turnus die Ausstellungsreihe "Kunst im Dialog mit dem Stadt-museum" entweder mit einer einzelnen Position oder mit einer Künstlergruppe durch. Jedes Mal werden die Ausstellungsstücke des Museums, die Architektur des Hauses oder stadtgeschichtliche Themen auf ganz eigene Weise aufgenommen und reflektiert. Die Künstlerinnen und Künstler stellen sich der Herausforderung, auf ein Exponat oder ein Thema der historischen Dauerausstellung eine bildkünstlerische Antwort zu liefern. Zusätzlich sollte bei dieser Ausstellung das Kunstwerk das Thema "Mensch - Maschine" reflektieren, analog zur zeitgleich stattfindenden Sonderausstellung "Roboter".

 

Mensch - Maschine

Kunst im Dialog mit dem Stadtmuseum - 13 Tübinger Künstler*innen

Ausstellende: Robin Broadfoot, Gabriele Eberspächer, Maren Gebhardt, Peter Krullis, Serge Le Goff, Viki Semou, Sandrine Séquaris-Thies, Ava Smitmans, Ruth Rosa Stützle-Kaiser, Werner Trotter/Bernd Haussmann, Frauke Witzel, Natalia Zumarán

 

Vernissage am 14. Juli 2017, 19 Uhr

Ausstellung vom 15. Juli 2017 - 07. Januar 2018

Ort: Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10, 72070 Tübingen

https://www.ort-fuer-kunst.de/?cat=8

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.


Bei dieser Ausstellung bin ich mit einer neunteiligen Arbeit vertreten, die sich auf das Exponat "30 Werkstätten von Handwerkern" aus dem 19. Jahrhundert bezieht (s. Abb. unten; Druck auf Papier, Holzstich, Lithographie, koloriert; leider kein besseres Foto verfügbar) - im Buch ist die Seite aufgeschlagen, die eine historische Goldschmiedewerkstatt abbildet:

Tools' Mosaic

Sägebogen, Rundzange, Lotschere, Stichel, Feile, Ziselierhammer, Schmelztiegel, Zirkel... die im Buch "30 Werkstätten von Hand-werkern" aus dem 19. Jahrhundert dargestellten Werkzeuge finden sich noch heute in jeder Goldschmiedewerkstatt. Die tradierten jahrhundertealten Arbeitstechniken haben immer noch Bestand und existieren neben neueren Verfahren der Schmuckherstellung, wie z.B. dem Schleudergussverfahren, weiterhin.

In den letzten Jahren hält nun eine neue Technik Einzug: der 3D-Druck eignet sich zur Schmuckherstellung und ist auch mit metal-lischen Werkstoffen möglich. Äußerlich betrachtet eher unscheinbar, spucken die quaderförmigen Apparate gleich einer „magischen Box“ wie durch Zauberhand perfekt geformte und jederzeit reproduzierbare Schmuckstücke aus. Was bedeutet die moderne Robotik für den tradierten Handwerksberuf? Ist sie in der Lage, all die abgebildeten Goldschmiedewerkzeuge zu ersetzen und somit über-flüssig zu machen? Oder wird sie zu einer ergänzenden Technik, die das traditionelle Repertoire des Handwerkers erweitert? Diese Frage wird allein die Zeit beantworten.

In meiner doppelten Rolle als Bildende Künstlerin und Goldschmiedin spricht mich das Buch "30 Werkstätten von Handwerkern" be-sonders an. Die graphische Darstellung der Werkzeuge neben einigen Beispielen von damit angefertigten Schmuckstücken veran-schaulicht, dass diese historischen und immer noch gültigen Arbeitsgeräte selbst über eine gewisse Ästhetik verfügen.

In Tools‘ Mosaic setze ich die Werkzeuge, die mich in meiner eigenen Werkstatt umgeben, in freie, abstrahierte Farb-Form-Kompo-sitionen um. Ergänzt wird das Tableau durch ein mit Selbstauslöser aufgenommenes Foto meines Goldschmiedearbeitsplatzes. Dieser spiegelt sich hier in einem weiteren, typischen Werkzeug – einer Kugelanke. Bei genauerer Betrachtung erkennt man in der Spiegelung verschiedene Arbeitsmittel, wie z.B. den Lötplatz, zwei Lötkreuzpinzetten, einen Amboss, einen Schraubstock, eine Walze, sowie im Vordergrund einige angefangene Schmuckstücke.

Gabriele Eberspächer, Tools' Mosaic, neunteilig, Acrylfarbe auf Leinwand, Foto auf Alu-Dibond, 105 x 105 cm, 2017